Mittwoch, 11. September 2013

Ein etwas chaotischer, offener Brief an Bushido

Lieber Bushido

Ich würde dich ja siezen, aber du hast es geschafft, dass ich sämtlichen Respekt vor dir verloren habe. Mein Respekt befindet sich sogar im Minusbereich; tiefer, als die Temperatur in der Antarktis fallen kann.

Du hast also Angst, dass dein Sohn schwul werden könnte.

Und ich, ich habe Angst, dass ich gleich über meine Tastatur kotze, so sehr widerst du mich an.

Solltest du nicht viel mehr Angst haben, dass dein Sohn so ein Arschloch wie du wird? Ist der Satz „Papa, ich bin schwul“ wirklich deine grösste Angst? 

Ich kann nicht im Geringsten nachvollziehen, wie man so denken kann. Du bist homophob. So einfach ist es. Und wenn ich eines auf diesem Planeten nicht verstehe, dann ist es Homophobie. Man muss nicht selber homosexuell sein, um die Rechte der LGBT-Community zu unterstützen und sich für Gleichberechtigung einzusetzen. Alles, was man haben muss ist ein Hirn und – sehr wichtig – einen gesunden Menschenverstand. Was den Besitz dieser beiden Komponenten angeht, mache ich mir bei dir schon länger Sorgen. Und spätestens jetzt ist die gähnende Leere zwischen deinen Ohren bewiesen.

Weiter kann ich nicht in Worte fassen, wie sehr du mich anekelst. Als ich deine Aussage in der Zeitung las, hätte ich am liebsten das Blatt angezündet und in der Gegend herumgebrüllt. Da ich aber nicht Bekanntschaft mit den Polizisten machen wollte, die zu dem Zeitpunkt neben mir standen, unterliess ich es. Die Wut kochte weiter und sie kocht 6 Stunden später immer noch, während ich diese Buchstaben wütend in meinen Laptop  haue.

Ich weiss ja nicht, ob du es wusstest, Bushido, aber du bist eine öffentliche Person. Genau wie ich werden tausende Menschen deine Aussage lesen, hören oder sehen.  Und da es in jeder Bevölkerungsschicht, immer und überall, Arschlöcher gibt, befürchte ich, dass viele dieser Menschen wie du nicht über ein Hirn und einen gesunden Menschenverstand verfügen. Und genau diese Leute werden deine Worte weiter verbreiten, sie gut heissen und so Hass streuen.

Aber ich habe Zuversicht in unsere Gesellschaft – ich habe Zuversicht in meine Generation. Ich glaube wirklich daran, dass meine Generation offen und tolerant genug ist um die Grundlage für eine ebenso offene und tolerante Gesellschaft zu schaffen. Wenn ich an die Zukunft denke, denke ich an einen Ort, wo Mann und Mann, Frau und Frau, durch die Strassen gehen können, ohne komisch angestarrt zu werden. Wo sie heiraten können, wo sie Kinder adoptieren können und die selben Rechte wie alle anderen auch geniessen können. Wo die sexuelle Orientierung nichts, aber auch gar nicht über einen Menschen aussagt und wir alle einfach gleich sind. 

Und vor allem hoffe ich, dass wir – die Menschen mit Hirn und Verstand – euch Arschlöcher verstummen lassen werden.

Lieber Bushido, ich habe nicht im Geringsten Angst, dass mein Sohn schwul oder meine Tochter lesbisch sein könnte.

Das einzige, wovor ich Angst habe, ist, dass mein Kind ein asozialer, homophober Rapper werden könnte.


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