Lieber
Bushido
Ich
würde dich ja siezen, aber du hast es geschafft, dass ich sämtlichen Respekt
vor dir verloren habe. Mein Respekt befindet sich sogar im Minusbereich;
tiefer, als die Temperatur in der Antarktis fallen kann.
Du
hast also Angst, dass dein Sohn schwul werden könnte.
Und
ich, ich habe Angst, dass ich gleich über meine Tastatur kotze, so sehr widerst
du mich an.
Solltest
du nicht viel mehr Angst haben, dass dein Sohn so ein Arschloch wie du wird?
Ist der Satz „Papa, ich bin schwul“ wirklich deine grösste Angst?
Ich kann nicht im Geringsten nachvollziehen, wie man so denken kann. Du
bist homophob. So einfach ist es. Und wenn ich eines auf diesem Planeten nicht
verstehe, dann ist es Homophobie. Man muss nicht selber homosexuell sein, um
die Rechte der LGBT-Community zu unterstützen und sich für Gleichberechtigung
einzusetzen. Alles, was man haben muss ist ein Hirn und – sehr wichtig – einen
gesunden Menschenverstand. Was den Besitz dieser beiden Komponenten angeht,
mache ich mir bei dir schon länger Sorgen. Und spätestens jetzt ist die
gähnende Leere zwischen deinen Ohren bewiesen.
Weiter kann ich nicht in Worte fassen, wie sehr du mich anekelst. Als ich
deine Aussage in der Zeitung las, hätte ich am liebsten das Blatt angezündet
und in der Gegend herumgebrüllt. Da ich aber nicht Bekanntschaft mit den
Polizisten machen wollte, die zu dem Zeitpunkt neben mir standen, unterliess
ich es. Die Wut kochte weiter und sie kocht 6 Stunden später immer noch, während ich diese Buchstaben wütend in meinen Laptop haue.
Ich
weiss ja nicht, ob du es wusstest, Bushido, aber du bist eine öffentliche
Person. Genau wie ich werden tausende Menschen deine Aussage lesen, hören oder
sehen. Und da es in jeder
Bevölkerungsschicht, immer und überall, Arschlöcher gibt, befürchte ich, dass
viele dieser Menschen wie du nicht über ein Hirn und einen gesunden
Menschenverstand verfügen. Und genau diese Leute werden deine Worte weiter
verbreiten, sie gut heissen und so Hass streuen.
Aber ich
habe Zuversicht in unsere Gesellschaft – ich habe Zuversicht in meine
Generation. Ich glaube wirklich daran, dass meine Generation offen und tolerant
genug ist um die Grundlage für eine ebenso offene und tolerante Gesellschaft zu
schaffen. Wenn ich an die Zukunft denke, denke ich an einen Ort, wo Mann und
Mann, Frau und Frau, durch die Strassen gehen können, ohne komisch angestarrt
zu werden. Wo sie heiraten können, wo sie Kinder adoptieren
können und die selben Rechte wie alle anderen auch geniessen können. Wo die sexuelle Orientierung nichts, aber auch gar nicht über einen Menschen aussagt und wir alle einfach gleich sind.
Und
vor allem hoffe ich, dass wir – die Menschen mit Hirn und Verstand – euch Arschlöcher
verstummen lassen werden.
Lieber
Bushido, ich habe nicht im Geringsten Angst, dass mein Sohn schwul oder meine
Tochter lesbisch sein könnte.
Das
einzige, wovor ich Angst habe, ist, dass mein Kind ein asozialer, homophober
Rapper werden könnte.
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